Pflegekräfte sind in Deutschland knapp. Das ist auch das Resultat der immer schlechteren Arbeitsbedingungen. Anstatt diese zu verbessern und die Pflegeberufe aufzuwerten, setzt die deutsche Gesundheitspolitik auf die Abwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland – aus Krisenländern der EU, aber auch aus Vietnam, China, Tunesien, Moldawien etc. Auf diese Weise exportiert Deutschland den Pflegenotstand in die Abwerbeländer. Das hat oft empfindliche Auswirkungen auf die Versorgungsbedingungen dort und verletzt außerdem internationale Vereinbarungen, unter anderem den globalen Verhaltenskodex der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur internationalen Anwerbung von Gesundheitspersonal. In dieser Perspektive ist der Charité-Streik auch ein wertvoller entwicklungspolitischer Beitrag zur Stabilisierung von Gesundheitssystemen in den Ländern des Ostens und Südens. Hierzulande finden sich die abgeworbenen Pflegekräfte / Pflegemigranten dann oft in miesen Arbeitsbedingungen und Knebelverträgen. Aber auch hier regt sich Widerstand dagegen.
Referent:
Heino Güllemann (Referent für globale Gesundheit bei terre des hommes Deutschland e.V., Projekt Health Workers for all), Carlos Aparcio (GAS; Organisierung spanischer Pflegekräfte))